Konditionierungen sind Leid und Freud. Zeigen sie auf der einen Seite die Effektivität des Gehirns auf, synaptische Autobahnen zu kreieren um effektiv und schnell zu handeln, auf der anderen Seite die Verkümmerung alternativer Wege auf Grund der bebildeten Autobahnen. Hier wird das Dilemma schnell sichtbar.
Doch stellen wir uns zuerst der Frage, was eine Konditionierung ist?
Es ist das Erlernen von Reiz-Reaktions-Mustern, die zu einem bestimmten Ergebnis führen. Iwan Petrowitsch Pawlow erkannte diese Konditionierung erstmals. Er bemerkte, das Hunde, denen er für andere Experimente Speichel entnehmen wollte, nach einiger Zeit bereits vor dem Experiment Speichel absonderten. Sie »erlernten« den Ablauf des Experiments und der Körper stellte sich bereits vorab darauf ein.
Gleiches können wir auch beim Menschen sehr schnell feststellen: Wenn Sie an eine Zitrone denken, die sich in Ihrer Hand befindet und in die Sie gleich beissen werden, fängt in Ihrem Mund bereits bei der visuellen Vorstellung davon die Speichelproduktion an. Wenn Sie an Ihre Steuererklärung denken, was passiert dann alles in Ihnen?
Wiederholen wir eine bestimmte Abfolge nun permanent, so verbinden sich die Synapsen im Gehirn, die für den Ablauf dieses Musters verantwortlich sind, stärker miteinander, um genau diesen Ablauf zu beschleunigen. Wer zum Beispiel das Spielen eines Instruments erlernen will, der wiederholt immerzu eine identische Abfolge, bis diese sich automatisiert. Im Gegenzug werden alternative Verbindungen unterbrochen, um ein effektives Arbeiten innerhalb des Gehirns zu gewährleisten. Die Natur schafft nichts im Überfluss, sondern stets im passenden Maße.
Im Falles des Erlernens eines Insturments handelt es sich um bewusste Konditionierungen. Daraus lässt sich der Rückschluß ziehen, das sich unbewusste Konditionierungen ebenso verhalten. Abläufe, die unbewusst erlernt werden bilden weitere Konditionierungen, denen sich der Mensch dann hilflos ausgeliefert fühlt. So entsteht im Laufe des Lebens eine »Matrix« im Gehirn, die aus einer Vielzahl von Konditionierungen und Mustern besteht. Da diese zum Großteil unbewusst ablaufen, entsteht schnell der Gedanke von »Schicksal« weil einem immer wieder gleiche Probleme oder Situationen einholen. Die erlernten Konditionierungen leben den Menschen.
Das Zitat von Albert Einstein:
“Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.”
bekommt unter diesem Aspekt einen neuen Betrachtungswinkel. Diese Probleme entstanden oftmals duch unbewusste Konditionierungen.
Mit der Erkenntnis, das Konditionierungen »erlernt« wurden, zeigt sich ebenso der Weg aus dem Dilemma. Denn so, wie die Konditionierungen gelernt wurde, können neue erlernt werden. Die geschieht im ersten Schritt über die Wahrnehmung.
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