Zum Inhalt

Na, wieder nicht gut genug?

Hallo und will­kom­men zu einer neuen Folge hier im Sichtwechsel. In der es um die Aussage geht: „Na, wieder mal nicht gut genug?“ — Autsch

Neulich kam mir dieser Satz unter, der besagte, das das Gefühl, nicht gut genug zu sein der verbrei­tetste Glaubenssatz sei. Das hat mich ange­trig­gert. Und in meiner Welt ist an den Sachen, die mich antrig­gern immer etwas dran und einen zwei­ten oder drit­ten Blick wert. Solltest Du viel­leicht auch einmal drüber nach­den­ken statt Dinge vorschnell abzu­tun oder zu verurteilen.

Mich verfolgt dieser Satz inner­lich bereits so ziem­lich mein ganzes Leben lang. Und auch heute noch finde ich mich oft mit diesem Gedanken konfron­tiert. 

Aber etwas ande­res ist mir dabei auch wieder bewusst gewor­den. Glaubenssätze im gene­rel­len sind ein Makro, das dafür sorgt, ein bestimm­tes Gefühl in mir auszu­lö­sen. Bei limi­tie­ren­den Glaubenssätzen halt nega­tive Gefühle, bei trans­for­mie­ren­den oder öffnen­den Glaubenssätzen schei­nen sie eine art innere Ressource anzu­zap­fen und verfüg­bar zu machen. 

Aber zurück zum Nicht gut genug sein. Woher kommt dieses Gefühl, das sich dann in dem Satz äußert? Ich behaupte einmal, das es zwei Ursachen hat: 

Erstens verglei­chen wir uns perma­nent mit etwas und zwei­tens sind wir auf Fehler finden program­miert. 

Das beginnt ja schon in jüngs­ter Kindheit. Wie oft wird einem klei­nen Kind gesagt, das es etwas nicht kann, etwas falsch gemacht hat. Geht dann in der Schule weiter, die diese jungen Menschen dazu erzieht, alles rich­tig machen zu müssen. Fehler werden mit schlech­ten Noten bestraft. Ist von 10 Aufgaben eine falsch, dann wird diese fett rot markiert statt auf die neun rich­ti­gen zu konzen­trie­ren. Schau auf den Schulhof. In den Pausen werden die neues­ten Smartphones gezeigt und wer nicht „in“ ist der hat ein Problem. Die Neuesten Sneaker, XBox, Playstation. Wer da nicht mithal­ten kann der ist drau­ßen. 

Das sugge­riert und ja auch die Werbung. Du bist erst dann gut, dir gehts erst dann besser, wenn Du dieses oder jenes hast. Und je mehr auf diesen Zug aufsprin­gen, desto falscher fühlen sich dann die ande­ren. Du siehst das durch­trai­nierte Model in der Werbung. Fuck, ich bin zu fett. Bin nicht gut genug. Entspreche wohl nicht der Norm. 

Genau, die Norm… das, was uns die Gesellschaft sagt, was Richtig und was Falsch ist. Noch vor 30 Jahren war es „normal“ von der Ausbildung bis zur Rente in einem Unternehmen zu blei­ben. Einmal Banker, immer Banker. Entspreche ich nicht der gesell­schaft­li­chen Norm, dann scheint wohl etwas an mir falsch zu sein. Als Jobhopper verschrien weil Du alle 2–3 Jahre das Unternehmen wech­selst? Dann funk­tio­niere ich wohl nicht wie erwar­tet. Ist das so? Wer erwar­tet da etwas? Die Eltern? Die Gesellschaft? 

Und das zieht sich so ziem­lich durchs gesamte Leben. 

Im Beruf: Machst Du etwas falsch, dann gibt es Ärger. Das erin­nert mich an die Haltung eines Trainers, bei dem ich einmal ein Seminar besuchte. Er vertrat das Motto: „Kaum sag ich es einem Mitarbeiter 1.000 mal, schon macht er es.“ Was passiert in der Regel, wenn ein Vorgesetzter (auch ein span­nen­des Wort) nur auf das achtet, was die Mitarbeiter falsch machen. Es etabliert sich ein Untätigkeitsspriale. Bemühen sich die Mitarbeiter umein­an­der? Wenn der Kollege um Hilfe bittet oder es etwas rechts oder links neben der eige­nen Tätigkeit zu tun gibt? Wohl kaum, denn er könnte ja etwas falsch machen. Also lieber Job nach Vorschrift, Nine To Five, möglichst unter dem Radar und gut ist. 

Das Verglichen zieht sich ja auch hier durch. Kennzahlen und Zielvereinbarungen bestim­men den Berufsalltag. Viele Vorgesetzte vertre­ten heute immer noch die Meinung, das Zielvereinbarungen 30% über dem Erreichbaren liegen soll­ten, damit der Mitarbeiter seine 100% gibt. Was für ein Schwachsinn… Sorry. Denn das führt mitun­ter zu den Problemen, die wir heute haben. Burnout, Jobwechsel, Sinnkrise. Weil wir perma­nent gesagt und gezeigt bekom­men das wir nicht gut genug sind. Dann erfährst Du viel­leicht, das Dein Kollege für den glei­chen Job 300 Euro mehr Gehalt bekommt. Was löst das in Dir aus? Na, wieder nicht gut genug? Was macht der den besser als ich? 

Freundes- und Bekanntenkreis: Ich schätze mich glück­lich, das ich weitest­ge­hend Freunde und Bekannte haben, denen es Wurscht ist, was für ein Auto ich fahre, wie und wo ich wohne und wieviel ich verdiene. Genauso in meiner Nachbarschaft, in der es egal ist, wie das Grundstück gerade aussieht, wo es nicht perma­nent um Höher, Schneller und Weiter geht. Doch wie oft bekomme ich mit, das es genau anders herum ist. Das sich vergli­chen wird wo es nur geht. Der Urlaub muss toller sein als der der Anderen. Das Auto muss einen bestimm­ten Standard haben. Und dann sitzen diese Menschen da und jammern gemein­sam über die hohen Lebenskosten und wie teuer doch alles ist. 

Soziale Medien, der digi­tale Schwanzvergleich des neuen Zeitalters. Wie wird sich hier vergli­chen. Alter Schwede. Auf Twitter z. B. Habe ich unge­fähr 200 Follower. Unter ande­rem habe ich in meiner Bubble Leute, die 20.000 oder 30.000 Follower haben. Wenn die einmal posten, was sie gerade gemacht haben, dann schnel­len die Herzchen auf 400–500 Likes hoch. Und ich sitze da und denke mir „Baoh ey, warum krieg ich nur 2–3 Likes für meine Tweets?“ Rechne ich aber einmal die Quote aus, dann liegen wir beide im glei­chen Schnitt. Aber ich sehe nur die abso­lu­ten Zahlen und denke mir, das das, was ich zu schrei­ben habe wohl nicht so gut ist. Genauso ertappte ich mich schon öfter dabei, das ich neidisch auf die Zahl der Fans, Follower, Freunde ande­rer war. Kennzahl für Beliebtheit. Klar machen diese Menschen etwas rich­tig. Sonst würden sie nicht auf eine solche Resonanz stoßen. Doch sollte ich mich dann nicht fragen, was ich falsch mache. 

Durch diese ganzen Programmierungen entwi­ckelst Du in Deinem Kopf, Deiner Vorstellung ein Bild von Dir selbst. So, wie Du sein willst oder sein soll­test. Und dieses Idealbild wird dann perma­nent mit Deinem inne­ren Realbild — also das, was Du gerade über Dich denkst — vergli­chen. Greifen die von der Gesellschaft und unse­rem Wirtschaftssystem einge­pflanz­ten Programmierungen, dann bist Du logi­scher­weise mit dem Bild nicht zufrie­den. Erwartungshaltung trifft auf Realität — Realität gewinnt. 

Und so ist es auch nicht verwun­der­lich, das wir uns den Kopf darüber zerbre­chen wenn uns 48 Menschen anlä­cheln aber zwei die Zunge raus­stre­cken. Das wir uns perma­nent Gedanken darüber machen, warum die uns die Zunge raus­ge­streckt haben. Was ist an mir falsch, was hab ich falsch gemacht? Wo bin ich nicht okay? Hallo??? 48 Menschen haben Dich ange­lä­chelt, finden Dich okay, sympa­thisch, nett, zuvor­kom­mend, hilfs­be­reit, witzig, 

Anfang Juli hab ich ein Online-Seminar über eine Akademie abge­hal­ten. Es waren ca. 70 Leute da. Im Anschluss durf­ten diese das Seminar bewer­ten. Von 24 Feedbacks waren zwei dabei, die mir eine fünf gege­ben haben. Weil sie das Format blöd fanden. Dreimal darfst Du raten, was mich am meis­ten wurmte. Richtig, die beiden nega­ti­ven Bewertungen. Das mich unmit­tel­bar nach dem Seminar Menschen ange­ru­fen haben, mir zu dem Format gratu­lier­ten und das Ganze super fanden, das ich im Schnitt eine „Note“ von 1,76 hatte. TROTZ der beiden Ausreißer. Das ich mitt­ler­weile sechs neue Kunden durch diese Aktion gewon­nen habe. 

Ich kann es nicht allen Recht machen. Es wird immer Menschen geben, die ande­rer Meinung sind, die andere Vorstellungen haben, andere Werte, Weltbilder, Meinungen, Ansichten. 

Das könnte viel­leicht der Weg aus dem Dilemma sein. Höre ich auf, mich perma­nent zu verglei­chen und nach Fehlern zu suchen dann verschwin­det auch das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Beleuchte mehr das Richtige in meinem Leben. Das was ich gut kann. Und werde darin z. B: noch besser. Streben statt vergleichen.

Energie folgt der Aufmerksamkeit. Was passiert, wenn ich mich auf die Fehler fokus­siere, auf das, was andere besser können als ich? Richtig, ich sehe nichts ande­res mehr. Die zwei Penner, die mir die Zunge raus­ge­streckt haben über­de­cken die ande­ren 48, weil mein Fokus darauf liegt, was ich wohl falsch gemacht haben könnte. 

Was wäre, wenn Du Deinen Fokus änderst? Was würde im schlimms­ten Fall passie­ren, wenn Du Deine Aufmerksamkeit auf das rich­test, was bereits gut läuft? Wenn Du Deine Apps neu sortierst? Weg vom perma­nen­ten Vergleichen und hin zu mir selbst. 

Richte Doch Dein Selbstbild, das Ideal, das Du anstrebt an den Dingen aus, die Dich einzig­ar­tig machen. Denn dieses Bild können wir nich einfach so abschal­ten. Doch wenn ich es nicht abschal­ten kann, dann kann ich es anders nutzen. Indem ich meine Stärken finde und diese für mich weiter verbes­sere. Sorge dafür, das Du mit Fehlern anders umgehst und sie in dem größe­ren Kontext siehst. 

Denn eines ist ganz klar: Du bist, so wie Du bist, voll­kom­men okay. Du musst Dich nicht mit andern verglei­chen. 

Published inPodcasts

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert