Podcast: Play in new window | Download
Abonnieren: Apple Podcasts | Google Podcasts | Spotify | Deezer | RSS
Hallo und willkommen zu einer neuen Folge hier im Sichtwechsel. In der es um die Aussage geht: „Na, wieder mal nicht gut genug?“ — Autsch
Neulich kam mir dieser Satz unter, der besagte, das das Gefühl, nicht gut genug zu sein der verbreitetste Glaubenssatz sei. Das hat mich angetriggert. Und in meiner Welt ist an den Sachen, die mich antriggern immer etwas dran und einen zweiten oder dritten Blick wert. Solltest Du vielleicht auch einmal drüber nachdenken statt Dinge vorschnell abzutun oder zu verurteilen.
Mich verfolgt dieser Satz innerlich bereits so ziemlich mein ganzes Leben lang. Und auch heute noch finde ich mich oft mit diesem Gedanken konfrontiert.
Aber etwas anderes ist mir dabei auch wieder bewusst geworden. Glaubenssätze im generellen sind ein Makro, das dafür sorgt, ein bestimmtes Gefühl in mir auszulösen. Bei limitierenden Glaubenssätzen halt negative Gefühle, bei transformierenden oder öffnenden Glaubenssätzen scheinen sie eine art innere Ressource anzuzapfen und verfügbar zu machen.
Aber zurück zum Nicht gut genug sein. Woher kommt dieses Gefühl, das sich dann in dem Satz äußert? Ich behaupte einmal, das es zwei Ursachen hat:
Erstens vergleichen wir uns permanent mit etwas und zweitens sind wir auf Fehler finden programmiert.
Das beginnt ja schon in jüngster Kindheit. Wie oft wird einem kleinen Kind gesagt, das es etwas nicht kann, etwas falsch gemacht hat. Geht dann in der Schule weiter, die diese jungen Menschen dazu erzieht, alles richtig machen zu müssen. Fehler werden mit schlechten Noten bestraft. Ist von 10 Aufgaben eine falsch, dann wird diese fett rot markiert statt auf die neun richtigen zu konzentrieren. Schau auf den Schulhof. In den Pausen werden die neuesten Smartphones gezeigt und wer nicht „in“ ist der hat ein Problem. Die Neuesten Sneaker, XBox, Playstation. Wer da nicht mithalten kann der ist draußen.
Das suggeriert und ja auch die Werbung. Du bist erst dann gut, dir gehts erst dann besser, wenn Du dieses oder jenes hast. Und je mehr auf diesen Zug aufspringen, desto falscher fühlen sich dann die anderen. Du siehst das durchtrainierte Model in der Werbung. Fuck, ich bin zu fett. Bin nicht gut genug. Entspreche wohl nicht der Norm.
Genau, die Norm… das, was uns die Gesellschaft sagt, was Richtig und was Falsch ist. Noch vor 30 Jahren war es „normal“ von der Ausbildung bis zur Rente in einem Unternehmen zu bleiben. Einmal Banker, immer Banker. Entspreche ich nicht der gesellschaftlichen Norm, dann scheint wohl etwas an mir falsch zu sein. Als Jobhopper verschrien weil Du alle 2–3 Jahre das Unternehmen wechselst? Dann funktioniere ich wohl nicht wie erwartet. Ist das so? Wer erwartet da etwas? Die Eltern? Die Gesellschaft?
Und das zieht sich so ziemlich durchs gesamte Leben.
Im Beruf: Machst Du etwas falsch, dann gibt es Ärger. Das erinnert mich an die Haltung eines Trainers, bei dem ich einmal ein Seminar besuchte. Er vertrat das Motto: „Kaum sag ich es einem Mitarbeiter 1.000 mal, schon macht er es.“ Was passiert in der Regel, wenn ein Vorgesetzter (auch ein spannendes Wort) nur auf das achtet, was die Mitarbeiter falsch machen. Es etabliert sich ein Untätigkeitsspriale. Bemühen sich die Mitarbeiter umeinander? Wenn der Kollege um Hilfe bittet oder es etwas rechts oder links neben der eigenen Tätigkeit zu tun gibt? Wohl kaum, denn er könnte ja etwas falsch machen. Also lieber Job nach Vorschrift, Nine To Five, möglichst unter dem Radar und gut ist.
Das Verglichen zieht sich ja auch hier durch. Kennzahlen und Zielvereinbarungen bestimmen den Berufsalltag. Viele Vorgesetzte vertreten heute immer noch die Meinung, das Zielvereinbarungen 30% über dem Erreichbaren liegen sollten, damit der Mitarbeiter seine 100% gibt. Was für ein Schwachsinn… Sorry. Denn das führt mitunter zu den Problemen, die wir heute haben. Burnout, Jobwechsel, Sinnkrise. Weil wir permanent gesagt und gezeigt bekommen das wir nicht gut genug sind. Dann erfährst Du vielleicht, das Dein Kollege für den gleichen Job 300 Euro mehr Gehalt bekommt. Was löst das in Dir aus? Na, wieder nicht gut genug? Was macht der den besser als ich?
Freundes- und Bekanntenkreis: Ich schätze mich glücklich, das ich weitestgehend Freunde und Bekannte haben, denen es Wurscht ist, was für ein Auto ich fahre, wie und wo ich wohne und wieviel ich verdiene. Genauso in meiner Nachbarschaft, in der es egal ist, wie das Grundstück gerade aussieht, wo es nicht permanent um Höher, Schneller und Weiter geht. Doch wie oft bekomme ich mit, das es genau anders herum ist. Das sich verglichen wird wo es nur geht. Der Urlaub muss toller sein als der der Anderen. Das Auto muss einen bestimmten Standard haben. Und dann sitzen diese Menschen da und jammern gemeinsam über die hohen Lebenskosten und wie teuer doch alles ist.
Soziale Medien, der digitale Schwanzvergleich des neuen Zeitalters. Wie wird sich hier verglichen. Alter Schwede. Auf Twitter z. B. Habe ich ungefähr 200 Follower. Unter anderem habe ich in meiner Bubble Leute, die 20.000 oder 30.000 Follower haben. Wenn die einmal posten, was sie gerade gemacht haben, dann schnellen die Herzchen auf 400–500 Likes hoch. Und ich sitze da und denke mir „Baoh ey, warum krieg ich nur 2–3 Likes für meine Tweets?“ Rechne ich aber einmal die Quote aus, dann liegen wir beide im gleichen Schnitt. Aber ich sehe nur die absoluten Zahlen und denke mir, das das, was ich zu schreiben habe wohl nicht so gut ist. Genauso ertappte ich mich schon öfter dabei, das ich neidisch auf die Zahl der Fans, Follower, Freunde anderer war. Kennzahl für Beliebtheit. Klar machen diese Menschen etwas richtig. Sonst würden sie nicht auf eine solche Resonanz stoßen. Doch sollte ich mich dann nicht fragen, was ich falsch mache.
Durch diese ganzen Programmierungen entwickelst Du in Deinem Kopf, Deiner Vorstellung ein Bild von Dir selbst. So, wie Du sein willst oder sein solltest. Und dieses Idealbild wird dann permanent mit Deinem inneren Realbild — also das, was Du gerade über Dich denkst — verglichen. Greifen die von der Gesellschaft und unserem Wirtschaftssystem eingepflanzten Programmierungen, dann bist Du logischerweise mit dem Bild nicht zufrieden. Erwartungshaltung trifft auf Realität — Realität gewinnt.
Und so ist es auch nicht verwunderlich, das wir uns den Kopf darüber zerbrechen wenn uns 48 Menschen anlächeln aber zwei die Zunge rausstrecken. Das wir uns permanent Gedanken darüber machen, warum die uns die Zunge rausgestreckt haben. Was ist an mir falsch, was hab ich falsch gemacht? Wo bin ich nicht okay? Hallo??? 48 Menschen haben Dich angelächelt, finden Dich okay, sympathisch, nett, zuvorkommend, hilfsbereit, witzig,
Anfang Juli hab ich ein Online-Seminar über eine Akademie abgehalten. Es waren ca. 70 Leute da. Im Anschluss durften diese das Seminar bewerten. Von 24 Feedbacks waren zwei dabei, die mir eine fünf gegeben haben. Weil sie das Format blöd fanden. Dreimal darfst Du raten, was mich am meisten wurmte. Richtig, die beiden negativen Bewertungen. Das mich unmittelbar nach dem Seminar Menschen angerufen haben, mir zu dem Format gratulierten und das Ganze super fanden, das ich im Schnitt eine „Note“ von 1,76 hatte. TROTZ der beiden Ausreißer. Das ich mittlerweile sechs neue Kunden durch diese Aktion gewonnen habe.
Ich kann es nicht allen Recht machen. Es wird immer Menschen geben, die anderer Meinung sind, die andere Vorstellungen haben, andere Werte, Weltbilder, Meinungen, Ansichten.
Das könnte vielleicht der Weg aus dem Dilemma sein. Höre ich auf, mich permanent zu vergleichen und nach Fehlern zu suchen dann verschwindet auch das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Beleuchte mehr das Richtige in meinem Leben. Das was ich gut kann. Und werde darin z. B: noch besser. Streben statt vergleichen.
Energie folgt der Aufmerksamkeit. Was passiert, wenn ich mich auf die Fehler fokussiere, auf das, was andere besser können als ich? Richtig, ich sehe nichts anderes mehr. Die zwei Penner, die mir die Zunge rausgestreckt haben überdecken die anderen 48, weil mein Fokus darauf liegt, was ich wohl falsch gemacht haben könnte.
Was wäre, wenn Du Deinen Fokus änderst? Was würde im schlimmsten Fall passieren, wenn Du Deine Aufmerksamkeit auf das richtest, was bereits gut läuft? Wenn Du Deine Apps neu sortierst? Weg vom permanenten Vergleichen und hin zu mir selbst.
Richte Doch Dein Selbstbild, das Ideal, das Du anstrebt an den Dingen aus, die Dich einzigartig machen. Denn dieses Bild können wir nich einfach so abschalten. Doch wenn ich es nicht abschalten kann, dann kann ich es anders nutzen. Indem ich meine Stärken finde und diese für mich weiter verbessere. Sorge dafür, das Du mit Fehlern anders umgehst und sie in dem größeren Kontext siehst.
Denn eines ist ganz klar: Du bist, so wie Du bist, vollkommen okay. Du musst Dich nicht mit andern vergleichen.
Schreibe den ersten Kommentar