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Dazugehören wollen und Anerkennung

Jetzt gab es doch einmal eine längere Pause. Warum? Nun, weil ich mir selbst die Frage gestellt habe, warum und wozu ich das mit dem Podcast mache. Da stand das Thema Anerkennung klar im Fokus. Und ein ande­res Thema ist in den letz­ten Wochen sehr präsent, was sicher­lich auch damit rein spielt. Das Gefühl des Dazugehören wollen und das der Orientierung. 

Mit meinen jetzt 48 Jahren werde ich immer wieder von genau diesem Gefühl geplagt. Ist geplagt hier das rich­tige Wort? Hmm, span­nende Frage. 

Letztes Wochenende war wieder ein Ausbildungsblock der Systematischen Aufstellungsarbeit. Und da dachte ich mir, „Hey, stell das Thema mit der Zugehörigkeit doch einfach mal auf.“ Was dann nicht mehr so einfach wurde und mit verdammt viel Energie belegt war. Denn wo beginnt Zugehörigkeit? Richtig, in der Familie. In diesem Falle halt meiner Familie. Und wenn dann ein Startbild entsteht, in dem eigent­lich alle in verschie­dene Richtungen schauen, dann ist es schwie­rig, hier ein Gefühl von Zugehörigkeit entste­hen zu lassen. Gleichzeitig waren alle so mit sich selbst beschäf­tigt, das der Andere nicht wahr­ge­nom­men wurde. Allen voran unsere Eltern. Anerkennung war ein Fremdwort. Wobei hier die Anerkennung als Synonym für die Wahrnehmung steht.  

Seit meiner frühes­ten Kindheit musste ich mich selbst behaup­ten. Verlass Dich auf Dich selbst, sonst bist Du verlas­sen. Passender Glaubenssatz, wenn man sich dem Thema Zugehörigkeit stellt. Denn genau das zieht sich durch mein Leben. Das ich die Dinge halt alleine mache. Im Job soll man mich in Ruhe lassen. In meiner Selbständigkeit war ich ein Solo-Sebstständiger, der vor sich hinge­pröd­delt hat. Wenn ich wieder ein Projekt am Haus habe, dann will ich es in erster Linie alleine umset­zen. Das, woran ich mich orien­tie­ren konnte, war ich selbst. So war es auch nicht verwun­der­lich, das meine Beziehung mit Peter, dem Zen-Meister, immer an der Oberfläche blieb, da ich mich einfach nicht auf ihn einlas­sen konnte. Solange ich mich auf mich selbst verlas­sen kann, hab ich die Dinge unter Kontrolle. 

Erst in den letz­ten Monaten habe die die Erfahrung gemacht, Dinge gemein­sam zu machen. Also zum Beispiel die Terrasse um den Pool gemein­sam mit meiner Freundin zu bauen statt alleine. Was im Übrigen rich­tig Spaß gemacht hat.  

Denn wir Menschen sind soziale Wesen. Tief im Betriebssystem ist die App veran­kert, die uns dazu veran­lasst, in Gruppen / Sippen, Gemeinschaften leben zu wollen. 

In der Steinzeit, da war es über­le­bens­wich­tig, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Alleine hatte der Neandertaler kaum eine Chance, sich gegen die Natur zu behaup­ten. Erst im Rudel, der Gruppe, der Gemeinschaft, war es ihm möglich zu über­le­ben. Die Sippe wurde zum Zentrum der Existenz. Und in dieser hatte jeder seine Aufgabe. Seinen „Nutzen“ für die Gemeinschaft. 

Das zog sich aus meiner Sicht durch bis zum Beginn der Industrialisierung. Bauern waren Bauern und ihr „Nutzen“ für die Gemeinschaft war die Gewinnung von Getreide, Gemüse, Obst. Die Aufgaben waren weitest­ge­hend klar verteilt. Die Bauern waren meist unter sich, jedes Handwerk schloss sich in Gilden zusam­men.  Und das aus einem Bauern ein Schmied wurde, war im Mittelalter nahezu ausge­schlos­sen. Zumal er dann kaum von der Gilde der Schmiede akzep­tiert wurde. 

Zurück zu mir: 2016 hängte ich meine Selbständigkeit als Einzelkampfer an den Nagel, um beruf­lich mit und in einer Gemeinschaft zu arbei­ten und dieser einen Nutzen zu stif­ten. Was anfangs auch super funk­tio­nierte. Nur meine Glaubenssätze stan­den mir im Weg. Und mein Denken über den Tellerrand hinaus. So eckte ich perma­nent mit Kollegen an. 

Für mich gehen das Gefühl des Dazugehören wollens und der Anerkennung Hand in Hand. Hinter der Anerkennung steht für mich jedoch mehr das Bedürfnis, wahr­ge­nom­men zu werden. 

Dieser Podcast zum Beispiel. In den letz­ten Jahren habe Wissen ange­sam­melt, Erfahrungen gemacht und erlebt, die ich teilen will um dafür Anerkennung zu bekom­men. Was für ein toller Hecht, tolle Themen, weise Tipps… bla bla bla. Doch das einzige, was ich hier wirk­lich erzäh­len kann, sind Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich kann von mir reden, über mich statt über Modelle und Methoden.  Und je mehr ich darüber nach­denke, desto größer wird die Vermutung, das es mir in erster Linie um Anerkennung bei dem Thema Zugehörigkeit geht. Und das ich ein ganz schö­ner Blender bin, um mit meinem Wissen Anerkennung zu bekom­men und dazu­ge­hö­ren zu wollen. 

Doch wie kann man sich jetzt aus diesen Verstrickungen befreien? 

Dazugehören wollen, Anerkennung… Der erste Schritt ist in meiner Welt auch hier, es erst einmal zu akzep­tie­ren, das es so ist. Ja, ich will dazu­ge­hö­ren und ich will Anerkennung, um mich als etwas beson­de­res, einzig­ar­ti­ges zu fühlen. Wahrgenommen zu werden. Dabei bin ich doch schon mit der Geburt etwas einzig­ar­ti­ges. Kein Stein gleicht einem ande­ren. Kein Mensch ist so wie ich. 

Mit dieser Erkenntnis muss ich jetzt noch die Apps finden, die instal­liert wurden, um mich glau­ben zu lassen, ich wäre nur durch dieses oder jenes etwas beson­de­res. 

Denn diese Apps sind es, die das Dilemma erzeu­gen. Zugehörigkeit ist ein Grundbedürfnis. Maslows Pyramide lässt grüßen. Das Bedürfnis nach Sicherheit und die sozia­len Bedürfnisse. Diese gehen wiederum einher mit Ängsten. Und wie ich bereits darge­legt habe, sind Ängste in meiner Welt ein ange­lern­tes Verhalten. Irgendwo und irgend­wann in meiner Vergangenheit habe ich mir die Angst antrai­niert oder antrai­niert lassen, das ich nur dann dazu­ge­hö­ren kann, wenn ich etwas beson­de­res leiste. Ansonsten bin ich raus. Hui… Angst vor dem Alleinsein, der Einsamkeit. Alter Schwede, nimmt das heute Züge an. Angst davor, ausge­sto­ßen zu sein. Und das ist aus meiner Sicht schon eine Existenzangst. 

Viele nutzen genau diese Struktur aus. Sie spie­len damit, mani­pu­lie­ren Dich und mich um uns zu Handlungen zu bewe­gen, die wir eigent­lich nicht machen wollen aber tun, um dazu­zu­ge­hö­ren. Das sind dann die „Regeln der Gemeinschaft“ oder die Konventionen. Gesellschaftliche Übereinkünfte. Erst wenn Du diese Regeln befolgst gehörst Du dazu, andern­falls bist Du draußen.

Tja, was mache ich jetzt damit? Ich denke, das wirst Du in der nächs­ten Folge erfah­ren. 

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