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Autor: Fritz Mauthner

21. Friedrich Nietzsche

Und Nietzsche vergleicht die Sprache gut mit Logik und Mathematik, die viel­leicht nicht entstan­den wären, wenn man in Urzeiten gewußt hätte, daß es keine wirk­li­che Identität und keine abso­lut gerade Linie gibt.” Bei NIETZSCHE wird ein Gedanke, der unsere armen fünf Sinne als Zufallssinne ansieht und danach den Wert ihres Zufallsbildes…

22. Beschränkung der Sinne

Alle Begriffsbildung oder Namengebung ist Klassifikation oder Aufmerksamkeit auf Ähnlichkeiten. Alle Aufmerksamkeit auf Ähnlichkeiten oder Klassifikation ist eine Funktion unse­rer Sinnesorgane.” Wir besit­zen fünf oder viel­mehr sechs Sinne. Durch Vergleichung ihrer Mitteilungen unter­ein­an­der gelan­gen wir zu der Einsicht, daß jedes einzelne von den Sinnesorganen nur einen beschränk­ten Teil des Gebietes…

23. Weltbild der Amöbe

Das Mikroskopieren verführt zu falscher Namenerfindung. Freilich ist das nur der glei­che Irrtum, der nicht­mi­kro­sko­pie­rende Menschen auf die Vortrefflichkeit ihrer unbe­waff­ne­ten Sinnesorgane vertrauen läßt.” Ich habe also bisher gezeigt, daß der Gehörsinn, der Wärmesinn und der Gesichtssinn selbst von denje­ni­gen Wirklichkeitsvorgängen, auf welche wir durch Kombination aller Sinneswahrnehmungen zu schließen…

24. Subjektivität

Die Subjektivität unse­rer Welterkenntnis beschränkt sich also nicht auf Empfindungen, Gefühle u.s.w., die Subjektivität gehört zum Wesen unse­res Denkens oder unse­rer Sprache.” Jede Vorstellung ist allein die Wirkung der Außenwelt auf das Ich, also eine äußere Bewegung, die sich in ein Bild verwan­delt hat; jede Vorstellung ist real. Jede Vorstellung ist…

25. Stimmung und Wortbildung

Gute Stimmung ist gute Gedankenklarheit, Heiterkeit ist Klarheit, wie am Himmel.” “Stimmung” ist ein viel­deu­ti­ges Wort. Zwischen der Stimmung einer Stimmgabel, die sich mathe­ma­tisch auf 870 Schwingungen in der Sekunde für das einge­stri­chene a ange­ben läßt, und zwischen der soge­nann­ten Stimmung einer Landschaft, die sich weder beschrei­ben noch erklä­ren läßt,…

26. Laura Bridgman

Und wie bei Laura Bridgman gibt es auch bei Vollsinnigen ganze Wortgruppen, beson­ders aus dem Gebiete der Moral und Theologie, der Philosophie und der Ästhetik, die sie zum bloßen Schwatzvergnügen einge­übt haben, weil der Schullehrer sie ihnen auf der Schule, dem Gymnasium oder der Universität beibrachte.” Wir behaup­ten, das Weltbild…

27. Ähnlichkeit und Sprache

Unsere ganze Klassifikation der Natur, also unsere ganze Sprache ist begrün­det auf das wech­selnde Spiel von Ähnlichkeiten, von denen wir fast niemals wissen, ob sie zufäl­lige oder ererbte Ähnlichkeiten sind.” Der alte grie­chi­sche Satz, der in seiner latei­ni­schen Übersetzung Similia simi­li­bus cognos­cun­tur (Ähnliches wird durch Ähnliches erkannt) unzäh­li­ge­mal wieder­holt worden…

28. Gedächtnis

Es sind eben immer nur Worte gespro­chen worden, deren Bedeutung sich unauf­hör­lich durch den Einfluß der Nachbarworte verschiebt. Auf diese Weise kann man im Banne der Sprache entsetz­lich tief­sin­nig philo­so­phie­ren, ohne vorwärts zu kommen.” HOBBES, der mit seinen Freunden GASSENDI und MERSENNE von der Notwendigkeit einer nomi­na­lis­ti­schen, d. h. materialistischen…

29. Vergleichung

Auf der gefäl­li­gen Annahme der Gleichheit beruht unser ganzes geis­ti­ges Leben.” Haben wir nämlich einge­se­hen, daß das gesamte Gedächtnis des Menschengeschlechtes oder das Denken oder die Sprache ein Vergleichen ist (wobei, wie wir sahen, Ähnliches schon gleich genannt wird), so läßt sich alle Denktätigkeit in zwei unge­heure Gruppen eintei­len, welche ich…

30. Ideenassoziation

Man kann sagen, daß für den gebil­de­ten Durchschnittsmenschen das Wort die Ursache aller Gedankenketten ist, die allei­nige Ursache.” Man kann sagen, daß für den gebil­de­ten Durchschnittsmenschen das Wort die Ursache aller Gedankenketten ist, die allei­nige Ursache.Nun folgen aber die Einzelerinnerungen nicht nur so in der Zeit aufein­an­der, wie sie durch…