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Vision, Mission, Leitbild — Bullshit

Schon so manches mal hab ich mich mit dem Thema ausein­an­der­ge­setzt. Mal mit meiner eige­nen Firma, mal mit einer Genossenschaft, die wir grün­den woll­ten, mal bei Kunden.

Ich persön­lich finde es immer wieder hane­bü­chen was sich da alles Vision nennt. Meiner Meinung nach ist die Vision die intrin­si­sche Motivation die mich antreibt. Sie bildet die Existenzgrundlage des Unternehmens. 

Doch was ich oft lese ist, wo ein Unternehmen in X Jahren stehen will, welche Marktanteile es erobert haben will etc. pp. Was inter­es­siert mich das? Genau… null Komma nichts. Da wird viel darüber geschrie­ben, WAS sie machen, WIE sie es machen und WO sie über­all sind, wie viel Umsatz gemacht wird, wie groß, Weltmarktführer, bla bla bla… aber WARUM sie es über­haupt tun — davon liest man fast nie etwas. 

Gerne wird diese intrin­si­sche Motivation auch in der Mission verwurs­tet. Als klei­ner Nebensatz fällt dann der Beweggrund mit der man… genau — begrün­det, warum man in X Jahren dort steht, warum man den Markt erobert… Gähn. 

Hier einmal ein Beispiel (Sorry Hella):

Unternehmenswerte: DIE HELLA DNA: PROFESSIONALITÄT UND MENSCHLICHES MITEINANDER

Wir haben den Anspruch, leis­tungs­ori­en­tierte Professionalität mit einem mensch­li­chen Miteinander zu verbin­den. Denn es ist unsere Überzeugung, dass nur über dieses Zusammenspiel, sowie ein authen­ti­sches Wertegefühl und nach­hal­tige Leistungsfähigkeit eine lang­fris­tig gesunde und erfolg­rei­che Entwicklung des Unternehmens erreich­bar ist. 

Der Kern unse­rer Unternehmenskultur liegt in unse­ren sieben Grundwerten: Unternehmer- tum, Kooperation, Nachhaltigkeit, Leistungsorientierung, Innovation, Integrität und vorbild­li­ches Verhalten jedes Einzelnen. So wollen wir die Erwartungen unse­rer Kunden, Lieferanten, Geschäftspartner und Gesellschafter jeder­zeit zur höchs­ten Zufriedenheit erfül­len.   

Dieses Ziel lässt sich nur auf einem einzi­gen Weg errei­chen: Gemeinsam. Als Familienunternehmen mit stabi­lem Gesellschafterkreis und weit­sich­ti­ger Unternehmensführung. Mit unter­neh­me­ri­schen Leitlinien, die auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausge­rich­tet sind und nicht auf kurz­fris­ti­gen Erfolg und reinen Shareholder-Value. Und: Mit Mitarbeitern, die das glei­che Verständnis von Zusammenhalt, Verbundenheit, Professionalität und gemein­sa­mem Erfolg haben.

Quelle: https://www.hella.com/hella-com/de/Unternehmenswerte-743.html

Lasse ich diesen Text einmal durch den blabla­me­ter laufen dann bekomme ich folgen­des Scoring:

Ihr Text: 1173 Zeichen, 132 Wörter

Bullshit-Index :1.09

Glückwunsch, Ihnen ist es tatsäch­lich gelun­gen, unsere Bullshit-Skala von 0 — 1 zu spren­gen! Diesen Text tut sich ein Leser wohl nicht frei­wil­lig an, aber uns haben Sie beeindruckt.

Quelle: http://www.blablameter.de/index.php

Da denkt man sich doch: Toll gemacht. Leider ist von einer Vision auf der Webseite nichts zu finden.

Warum hat Apple eine solche Fangemeinde? Warum kaufen die Leute E‑Autos von Tesla? Und warum steht Harley Davidson für Freiheit? 

Weil sie etwas anders machen. Sie haben das WARUM fest in der Vision veran­kert. Sie kommu­ni­zie­ren ganz klar die DNA des Unternehmens:

  • Apple will einfach zu bedie­nende Geräte bauen und stel­len perma­nent den Status Quo in Frage. 
  • Teslas Vision ist eine Menschheit, die sich aus erneu­er­ba­ren Energien bedient
  • Harley Davidson: Alles für die Freiheit, Freiheit für alle.

Hier finde ich die Existenzberechtigung. Das, was alles Handeln durch­dringt. Durchstöbere ich jedoch die Webseiten von Unternehmen, dann finde ich nur sehr selten etwas über das WARUM. Über die Existenzberechtigung. 

Dabei bietet das WARUM — die eigent­li­che Vision eines Unternehmens — über­haupt erst die Möglichkeit der Identifikation mit eben diesem. 

Ein für mich logi­scher Aufbau eines Leitbildes für Unternehmen:

Vision = Warum:

Warum gibt es uns, was ist es, das uns antreibt? Hier findet man das nie zu errei­chende Ideal, die intrin­si­sche Motivation. Die Vision zeigt z. B. ein Defizit auf, das man aus der Welt schaf­fen will. Oder etwas das man anstrebt.

Mission = Was tun wir:

Hier findet sich die Antwort auf die Vision. Quasi die Handlungsaufforderung zum Erreichen des Ideals. Z. B. was man genau unter­nimmt um das in der Vision genannte Defizit aus der Welt zu schaf­fen oder was man unter­nimmt um das ange­strebte Ideal zu erreichen.

Werte = Wie:

Die Werte zeigen den Weg auf, wie die Handlungsaufforderung umge­setzt wird. Nach welchen Prinzipien gehan­delt wird. 

Werden sich Unternehmen dieses in sich geschlos­se­nen Dreiklangs bewusst, dann müssen sie sich zwangs­läu­fig zunächst mit der Vision ausein­an­der­set­zen um eine für sich und den Kunden nach­voll­zieh­bare Mission zu kommen. Und dann alle Geschäftsfelder und ‑berei­che konse­quen­ter­weise der Prüfung dieser Anforderungen unterziehen. 

Ups, ich denke, da würde eini­ges nicht stand­hal­ten können. 

Published inGedankengepäck

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