Schon so manches mal hab ich mich mit dem Thema auseinandergesetzt. Mal mit meiner eigenen Firma, mal mit einer Genossenschaft, die wir gründen wollten, mal bei Kunden.
Ich persönlich finde es immer wieder hanebüchen was sich da alles Vision nennt. Meiner Meinung nach ist die Vision die intrinsische Motivation die mich antreibt. Sie bildet die Existenzgrundlage des Unternehmens.
Doch was ich oft lese ist, wo ein Unternehmen in X Jahren stehen will, welche Marktanteile es erobert haben will etc. pp. Was interessiert mich das? Genau… null Komma nichts. Da wird viel darüber geschrieben, WAS sie machen, WIE sie es machen und WO sie überall sind, wie viel Umsatz gemacht wird, wie groß, Weltmarktführer, bla bla bla… aber WARUM sie es überhaupt tun — davon liest man fast nie etwas.
Gerne wird diese intrinsische Motivation auch in der Mission verwurstet. Als kleiner Nebensatz fällt dann der Beweggrund mit der man… genau — begründet, warum man in X Jahren dort steht, warum man den Markt erobert… Gähn.
Hier einmal ein Beispiel (Sorry Hella):
Unternehmenswerte: DIE HELLA DNA: PROFESSIONALITÄT UND MENSCHLICHES MITEINANDER
Wir haben den Anspruch, leistungsorientierte Professionalität mit einem menschlichen Miteinander zu verbinden. Denn es ist unsere Überzeugung, dass nur über dieses Zusammenspiel, sowie ein authentisches Wertegefühl und nachhaltige Leistungsfähigkeit eine langfristig gesunde und erfolgreiche Entwicklung des Unternehmens erreichbar ist.
Der Kern unserer Unternehmenskultur liegt in unseren sieben Grundwerten: Unternehmer- tum, Kooperation, Nachhaltigkeit, Leistungsorientierung, Innovation, Integrität und vorbildliches Verhalten jedes Einzelnen. So wollen wir die Erwartungen unserer Kunden, Lieferanten, Geschäftspartner und Gesellschafter jederzeit zur höchsten Zufriedenheit erfüllen.
Quelle: https://www.hella.com/hella-com/de/Unternehmenswerte-743.html
Dieses Ziel lässt sich nur auf einem einzigen Weg erreichen: Gemeinsam. Als Familienunternehmen mit stabilem Gesellschafterkreis und weitsichtiger Unternehmensführung. Mit unternehmerischen Leitlinien, die auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgerichtet sind und nicht auf kurzfristigen Erfolg und reinen Shareholder-Value. Und: Mit Mitarbeitern, die das gleiche Verständnis von Zusammenhalt, Verbundenheit, Professionalität und gemeinsamem Erfolg haben.
Lasse ich diesen Text einmal durch den blablameter laufen dann bekomme ich folgendes Scoring:
Ihr Text: 1173 Zeichen, 132 Wörter
Bullshit-Index :1.09
Glückwunsch, Ihnen ist es tatsächlich gelungen, unsere Bullshit-Skala von 0 — 1 zu sprengen! Diesen Text tut sich ein Leser wohl nicht freiwillig an, aber uns haben Sie beeindruckt.
Quelle: http://www.blablameter.de/index.php
Da denkt man sich doch: Toll gemacht. Leider ist von einer Vision auf der Webseite nichts zu finden.
Warum hat Apple eine solche Fangemeinde? Warum kaufen die Leute E‑Autos von Tesla? Und warum steht Harley Davidson für Freiheit?
Weil sie etwas anders machen. Sie haben das WARUM fest in der Vision verankert. Sie kommunizieren ganz klar die DNA des Unternehmens:
- Apple will einfach zu bedienende Geräte bauen und stellen permanent den Status Quo in Frage.
- Teslas Vision ist eine Menschheit, die sich aus erneuerbaren Energien bedient
- Harley Davidson: Alles für die Freiheit, Freiheit für alle.
Hier finde ich die Existenzberechtigung. Das, was alles Handeln durchdringt. Durchstöbere ich jedoch die Webseiten von Unternehmen, dann finde ich nur sehr selten etwas über das WARUM. Über die Existenzberechtigung.
Dabei bietet das WARUM — die eigentliche Vision eines Unternehmens — überhaupt erst die Möglichkeit der Identifikation mit eben diesem.
Ein für mich logischer Aufbau eines Leitbildes für Unternehmen:
Vision = Warum:
Warum gibt es uns, was ist es, das uns antreibt? Hier findet man das nie zu erreichende Ideal, die intrinsische Motivation. Die Vision zeigt z. B. ein Defizit auf, das man aus der Welt schaffen will. Oder etwas das man anstrebt.
Mission = Was tun wir:
Hier findet sich die Antwort auf die Vision. Quasi die Handlungsaufforderung zum Erreichen des Ideals. Z. B. was man genau unternimmt um das in der Vision genannte Defizit aus der Welt zu schaffen oder was man unternimmt um das angestrebte Ideal zu erreichen.
Werte = Wie:
Die Werte zeigen den Weg auf, wie die Handlungsaufforderung umgesetzt wird. Nach welchen Prinzipien gehandelt wird.
Werden sich Unternehmen dieses in sich geschlossenen Dreiklangs bewusst, dann müssen sie sich zwangsläufig zunächst mit der Vision auseinandersetzen um eine für sich und den Kunden nachvollziehbare Mission zu kommen. Und dann alle Geschäftsfelder und ‑bereiche konsequenterweise der Prüfung dieser Anforderungen unterziehen.
Ups, ich denke, da würde einiges nicht standhalten können.
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