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08 — Vertrauen

Was soll ich sagen. In dieser Woche hat sich etwas erge­ben, das mich dazu veran­lasst, die Ressourcen noch eine Folge nach hinten zu verschie­ben und mich heute dem Thema Vertrauen zuzu­wen­den. Auslöser war meine erste wirk­li­che Unterhaltung auf Twitter nach Jahren der spora­di­schen Tweets und Likes. Und ja, es ist ein sehr dünnes Eis, auf das ich mich da begebe. Dessen bin ich mir bewusst.

Meditation für’s Vertrauen

Womit setzt Du Vertrauen gleich? Welche Zusammenhänge kommen da hoch? Sätze wie 

Vertrauen muss man sich erar­bei­ten!“ 
„Jeder bekom­met einen Vertrauensvorschuss!“ 
„Ich kann Dir nicht mehr vertrauen!“ 
„Du hast Dein Vertrauen verspielt!“ 
„Ich werde nie wieder jeman­dem Vertrauen können weil ich so sehr verletzt wurde!“ 
„Wie kannst Du dem / der nur vertrauen?“
„Man kann nicht jedem einfach so vertrauen“

gibt es ja zu genüge. 

Es hat also den Anschein, das ich Vertrauen wohl wie eine Art Bankkonto sehen kann. Auf das Vertrauenszahlungen einge­hen oder abge­hen. Der Vertrauensvorschuss ist dann wohl eine Art Dispo, der pauschal ange­legt wird. Nur so wäre ich dann in der Lage, mein Vertrauen zu verspie­len, in diesem Falle hab ich dann wohl nur abge­ho­ben und nichts einge­zahlt. 

Des Weiteren scheint Vertrauen immer mit einem Gegenüber zu tun zu haben. Mit einer Person, einer Gruppe, Familie, Freunde, Bekannte, etc. Denen wird dann vertraut oder nicht vertraut. 

Da stellt ich mir die Frage, was Vertrauensbildende Maßnahmen sind? Denn es muss ja eine Gegenbuchung statt­fin­den, soweit kenn ich mich noch in Rechnungswesen oder Buchhaltung aus. Also muss es etwas geben, das Vertrauen schafft oder nimmt um das Konto gut gefüllt zu haben?

Zuverlässigkeit? Loyalität? Integrität? Offenheit? Klarheit? Das sind mit großer Wahrscheinlichkeit Dinge oder Werte, die sich posi­tiv auf das Vertrauen beim Gegenüber auswir­ken können. 

Unzuverlässigkeit, Lügen, Üble Nachrede, Verschlossenheit und Geheimnisse… das sind Dinge, die wohl defi­ni­tiv auf der nega­ti­ven Seite anzu­sie­deln sind. 

Anfang 2000 bin ich mit meiner dama­li­gen Freundin zusam­men­ge­zo­gen. Ich zog von Lippstadt nach Essen, weil ich verliebt war. Kurze Zeit später war es dann mit der Harmonie vorbei. Meine finan­zi­el­len Mittel waren aufge­braucht, sie hatte mich in der Hand. Was dazu führte, das ich 2 Jahre meine Tochter nicht sah und die Beziehung mehr und mehr zu einem Machtspiel ausar­tete. Als ich mich dann trennte, verlor ich auch noch die von mir beigesteu­erte Wohnungseinrichtung, HiFi-Anlage, Küche, Schlafzimmer mit Wasserbett und was weis ich nicht noch alles. Ich hatte ihr vertraut und wurde betro­gen Zumindest war das damals mein Bild von der Welt. 

Und in meinem Bild von Welt ist es so, das ich wenn, dann nur mich selbst verän­dern kann. Schaue ich aber immer im Außen nach Vertrauen, dann ist das für mich ein Hasenfuß.  Denn damit mache ich mich, was das Thema Vertrauen angeht, abhän­gig vom jewei­li­gen Gegenüber, oder der jewei­li­gen Beziehung. Dabei schwingt bei mir immer das Gefühl der Sicherheit bzw. Unsicherheit mit. Vertrauen scheint Sicherheit zu geben. Misstrauen dementspre­chend Unsicherheit. Oder ein „Sich auf etwas verlas­sen können“, auf etwas zählen können. 

Würde es dann nicht mehr Sinn machen, in mir selbst zu schauen, wie es da mit dem Vertrauen aussieht? Also nicht wirk­lich das Selbstvertrauen sondern mehr das Vertrauen in mich selbst.

ACHTUNG Sichtwechsel!

Ich erlebe mich ja nur zu viel­leicht 15–20% Bewusst. Eher noch weni­ger als mehr. Das bedeu­tet, das 85–90% aller Dinge in mir unbe­wusst ablau­fen. Ebenso verhält es sich ja auch mit der Wahrnehmung — Du erin­nerst Dich? Wenn nicht, in Folge 2; Weltbild und Folge 3, dem EVA-Prinzip hab ich das ange­schnit­ten. Ich nehme nur einen Bruchteil dessen wahr, was da drau­ßen über­haupt exis­tiert und ist. 

Jetzt kann ich mir selbst ausrech­nen, wie hoch der bewusste Einfluss auf mein Vertrauen ist, wenn ich das auch noch von einem Gegenüber beein­flus­sen lasse. 

Unbewusst laufen in der glei­chen Zeit unzäh­lige weitere Prozesse ab. Vielleicht hattest Du schon einmal die Situation, das Du jeman­den nicht gut riechen konn­test? Oder das Dir jemand auf Anhieb sympa­thisch war und Du keine Ahnung hattest warum. Hast einen Raum betre­ten und die dicke Luft gespürt? Ebenso die posi­tive Energie von jeman­den, der den Raum betritt? 

Da redet man umgangs­sprach­lich von dem berühmt berüch­tig­ten Bauchgefühl. Oder um es fach­li­cher auszu­drü­cken, von der Intuition. Da laufen all die Dinge ab, von denen ich bewusst rein gar nichts mitbe­komme Und das sind nun einmal 85–90%! Und doch versu­che ich perma­nent, das Ganze mit meinen 15–20% unter Kontrolle zu halten. Eine ziem­li­che Energieverschwendung, oder? 

Doch wie oft zerrede ich mir mein Bauchgefühl? Unten gehen alle Alarmglocken an, doch das Oberstübchen will es besser wissen. Und wenn es dann in die Hose geht, ist halt der andere Schuld, denn dem habe ich ja vertraut und der oder die hat mein Vertrauen ja miss­braucht. So wie in meiner vorhin erwähn­ten Beziehung. Als ich einige Zeit nach der Trennung das Ganze reflek­tierte erkannte ich, das ich von Beginn an ein mulmi­ges Bauchgefühl bei der ganzen Sache hatte, das ich schlicht igno­rierte. Um so schmerz­haf­ter war es, mir dies danach einzu­ge­ste­hen. Das ich es selbst verbockt hatte, weil ich meiner Intuition nicht vertraut hatte. 

Gehen wir einmal einen halben Schritt zur Seite: Wir haben fest­ge­stellt, das Zuverlässigkeit, Loyalität, Integrität, Offenheit und Klarheit förder­lich sind, um Vertrauen zu festi­gen. Vertrauen im Form von Verlässlichkeit oder auf etwas zählen zu können. Gleichzeitig hab ich ein Bauchgefühl oder eine Intuition, die ich nicht wirk­lich kontrol­lie­ren kann, da sie sich meiner unbe­wuss­ten Prozesse und Apps bedient. Doch was wäre, wenn ich mir selbst gegen­über diese Haltung einnehme? Loyal, Integer, Offen und Klar gegen­über meinem Bauchgefühl, meiner Intuition? Denn wenn ich erkannt habe, das meine Prozesse eh zu 90% unbe­wusst ablau­fen, dann kann ich mich auf diese Intuition wohl mehr verlas­sen als irgend jeman­dem da drau­ßen. Und genau das meine ich mit dem Vertrauen in sich selbst. Darin, das mein Bauchgefühl schon das Richtige für mich entschei­den wird. Weil ich selbst hab da eh keine Kontrolle drüber.

Als ich letz­tes Jahr den Job wech­selte, war ja auch viel Unsicherheit dabei. Da hätte ich zwei Möglichkeiten gehabt. Darauf zu vertrauen, das der Job schon das rich­tige ist (ins Außen gehen) und dem Kollegen der mich ange­spro­chen hat zu vertrauen und wenn es nicht klappt, dann ist halt der Kollege schuld. Oder ich vertraue in mich selbst, das ich die rich­tige Entscheidung tref­fen werde. Denn erin­nere ich mich an die Erfahrungen meiner Vergangenheit, dann erkenne ich, das ich ja schon so manchen Jobwechsel hinter mir hatte, der jedes Mal mit ähnli­chen Befürchtungen einher ging. Mein Unterbewusstsein hat also schon genü­gend Referenzerfahrungen gesam­melt um die für mich rich­tige Entscheidung zu tref­fen. Vielleicht spürst Du ja, welche Form des Vertrauens mehr Energie in sich trägt. 

Gleichzeitig spüre ich, wenn ich in mich selbst vertraue, das sich eine Ruhe und Gelassenheit ausbrei­tet. Ebenso merke ich dann jedes mal, das dieser Versuch, etwas kontrol­lie­ren zu wollen aufhört. 

Das soll jetzt kein Manifest dafür sein, das Du jedem Menschen ab sofort blind­lings hinter­her läufst. Achte einfach mehr auf Deinen Bauch, Deine Intuition. 

Ja, viel­leicht habe ich jetzt einen neuen Impuls bei Dir ausge­löst, mal bei Dir selbst zu schauen, mal mehr in Dich selbst zu vertrauen und Deinem Bauchgefühl gegen­über, loya­ler, offe­ner und furcht­lo­ser zu sein.  

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