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Was soll ich sagen. In dieser Woche hat sich etwas ergeben, das mich dazu veranlasst, die Ressourcen noch eine Folge nach hinten zu verschieben und mich heute dem Thema Vertrauen zuzuwenden. Auslöser war meine erste wirkliche Unterhaltung auf Twitter nach Jahren der sporadischen Tweets und Likes. Und ja, es ist ein sehr dünnes Eis, auf das ich mich da begebe. Dessen bin ich mir bewusst.
Womit setzt Du Vertrauen gleich? Welche Zusammenhänge kommen da hoch? Sätze wie
„Vertrauen muss man sich erarbeiten!“
„Jeder bekommet einen Vertrauensvorschuss!“
„Ich kann Dir nicht mehr vertrauen!“
„Du hast Dein Vertrauen verspielt!“
„Ich werde nie wieder jemandem Vertrauen können weil ich so sehr verletzt wurde!“
„Wie kannst Du dem / der nur vertrauen?“
„Man kann nicht jedem einfach so vertrauen“
gibt es ja zu genüge.
Es hat also den Anschein, das ich Vertrauen wohl wie eine Art Bankkonto sehen kann. Auf das Vertrauenszahlungen eingehen oder abgehen. Der Vertrauensvorschuss ist dann wohl eine Art Dispo, der pauschal angelegt wird. Nur so wäre ich dann in der Lage, mein Vertrauen zu verspielen, in diesem Falle hab ich dann wohl nur abgehoben und nichts eingezahlt.
Des Weiteren scheint Vertrauen immer mit einem Gegenüber zu tun zu haben. Mit einer Person, einer Gruppe, Familie, Freunde, Bekannte, etc. Denen wird dann vertraut oder nicht vertraut.
Da stellt ich mir die Frage, was Vertrauensbildende Maßnahmen sind? Denn es muss ja eine Gegenbuchung stattfinden, soweit kenn ich mich noch in Rechnungswesen oder Buchhaltung aus. Also muss es etwas geben, das Vertrauen schafft oder nimmt um das Konto gut gefüllt zu haben?
Zuverlässigkeit? Loyalität? Integrität? Offenheit? Klarheit? Das sind mit großer Wahrscheinlichkeit Dinge oder Werte, die sich positiv auf das Vertrauen beim Gegenüber auswirken können.
Unzuverlässigkeit, Lügen, Üble Nachrede, Verschlossenheit und Geheimnisse… das sind Dinge, die wohl definitiv auf der negativen Seite anzusiedeln sind.
Anfang 2000 bin ich mit meiner damaligen Freundin zusammengezogen. Ich zog von Lippstadt nach Essen, weil ich verliebt war. Kurze Zeit später war es dann mit der Harmonie vorbei. Meine finanziellen Mittel waren aufgebraucht, sie hatte mich in der Hand. Was dazu führte, das ich 2 Jahre meine Tochter nicht sah und die Beziehung mehr und mehr zu einem Machtspiel ausartete. Als ich mich dann trennte, verlor ich auch noch die von mir beigesteuerte Wohnungseinrichtung, HiFi-Anlage, Küche, Schlafzimmer mit Wasserbett und was weis ich nicht noch alles. Ich hatte ihr vertraut und wurde betrogen Zumindest war das damals mein Bild von der Welt.
Und in meinem Bild von Welt ist es so, das ich wenn, dann nur mich selbst verändern kann. Schaue ich aber immer im Außen nach Vertrauen, dann ist das für mich ein Hasenfuß. Denn damit mache ich mich, was das Thema Vertrauen angeht, abhängig vom jeweiligen Gegenüber, oder der jeweiligen Beziehung. Dabei schwingt bei mir immer das Gefühl der Sicherheit bzw. Unsicherheit mit. Vertrauen scheint Sicherheit zu geben. Misstrauen dementsprechend Unsicherheit. Oder ein „Sich auf etwas verlassen können“, auf etwas zählen können.
Würde es dann nicht mehr Sinn machen, in mir selbst zu schauen, wie es da mit dem Vertrauen aussieht? Also nicht wirklich das Selbstvertrauen sondern mehr das Vertrauen in mich selbst.
ACHTUNG… Sichtwechsel!
Ich erlebe mich ja nur zu vielleicht 15–20% Bewusst. Eher noch weniger als mehr. Das bedeutet, das 85–90% aller Dinge in mir unbewusst ablaufen. Ebenso verhält es sich ja auch mit der Wahrnehmung — Du erinnerst Dich? Wenn nicht, in Folge 2; Weltbild und Folge 3, dem EVA-Prinzip hab ich das angeschnitten. Ich nehme nur einen Bruchteil dessen wahr, was da draußen überhaupt existiert und ist.
Jetzt kann ich mir selbst ausrechnen, wie hoch der bewusste Einfluss auf mein Vertrauen ist, wenn ich das auch noch von einem Gegenüber beeinflussen lasse.
Unbewusst laufen in der gleichen Zeit unzählige weitere Prozesse ab. Vielleicht hattest Du schon einmal die Situation, das Du jemanden nicht gut riechen konntest? Oder das Dir jemand auf Anhieb sympathisch war und Du keine Ahnung hattest warum. Hast einen Raum betreten und die dicke Luft gespürt? Ebenso die positive Energie von jemanden, der den Raum betritt?
Da redet man umgangssprachlich von dem berühmt berüchtigten Bauchgefühl. Oder um es fachlicher auszudrücken, von der Intuition. Da laufen all die Dinge ab, von denen ich bewusst rein gar nichts mitbekomme Und das sind nun einmal 85–90%! Und doch versuche ich permanent, das Ganze mit meinen 15–20% unter Kontrolle zu halten. Eine ziemliche Energieverschwendung, oder?
Doch wie oft zerrede ich mir mein Bauchgefühl? Unten gehen alle Alarmglocken an, doch das Oberstübchen will es besser wissen. Und wenn es dann in die Hose geht, ist halt der andere Schuld, denn dem habe ich ja vertraut und der oder die hat mein Vertrauen ja missbraucht. So wie in meiner vorhin erwähnten Beziehung. Als ich einige Zeit nach der Trennung das Ganze reflektierte erkannte ich, das ich von Beginn an ein mulmiges Bauchgefühl bei der ganzen Sache hatte, das ich schlicht ignorierte. Um so schmerzhafter war es, mir dies danach einzugestehen. Das ich es selbst verbockt hatte, weil ich meiner Intuition nicht vertraut hatte.
Gehen wir einmal einen halben Schritt zur Seite: Wir haben festgestellt, das Zuverlässigkeit, Loyalität, Integrität, Offenheit und Klarheit förderlich sind, um Vertrauen zu festigen. Vertrauen im Form von Verlässlichkeit oder auf etwas zählen zu können. Gleichzeitig hab ich ein Bauchgefühl oder eine Intuition, die ich nicht wirklich kontrollieren kann, da sie sich meiner unbewussten Prozesse und Apps bedient. Doch was wäre, wenn ich mir selbst gegenüber diese Haltung einnehme? Loyal, Integer, Offen und Klar gegenüber meinem Bauchgefühl, meiner Intuition? Denn wenn ich erkannt habe, das meine Prozesse eh zu 90% unbewusst ablaufen, dann kann ich mich auf diese Intuition wohl mehr verlassen als irgend jemandem da draußen. Und genau das meine ich mit dem Vertrauen in sich selbst. Darin, das mein Bauchgefühl schon das Richtige für mich entscheiden wird. Weil ich selbst hab da eh keine Kontrolle drüber.
Als ich letztes Jahr den Job wechselte, war ja auch viel Unsicherheit dabei. Da hätte ich zwei Möglichkeiten gehabt. Darauf zu vertrauen, das der Job schon das richtige ist (ins Außen gehen) und dem Kollegen der mich angesprochen hat zu vertrauen und wenn es nicht klappt, dann ist halt der Kollege schuld. Oder ich vertraue in mich selbst, das ich die richtige Entscheidung treffen werde. Denn erinnere ich mich an die Erfahrungen meiner Vergangenheit, dann erkenne ich, das ich ja schon so manchen Jobwechsel hinter mir hatte, der jedes Mal mit ähnlichen Befürchtungen einher ging. Mein Unterbewusstsein hat also schon genügend Referenzerfahrungen gesammelt um die für mich richtige Entscheidung zu treffen. Vielleicht spürst Du ja, welche Form des Vertrauens mehr Energie in sich trägt.
Gleichzeitig spüre ich, wenn ich in mich selbst vertraue, das sich eine Ruhe und Gelassenheit ausbreitet. Ebenso merke ich dann jedes mal, das dieser Versuch, etwas kontrollieren zu wollen aufhört.
Das soll jetzt kein Manifest dafür sein, das Du jedem Menschen ab sofort blindlings hinterher läufst. Achte einfach mehr auf Deinen Bauch, Deine Intuition.
Ja, vielleicht habe ich jetzt einen neuen Impuls bei Dir ausgelöst, mal bei Dir selbst zu schauen, mal mehr in Dich selbst zu vertrauen und Deinem Bauchgefühl gegenüber, loyaler, offener und furchtloser zu sein.
Und der noch der Link zur Meditation: https://engelnkemper.org/meditation-vertrauen-und-verbundenheit