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07 — Ziele

Hui, was für eine span­nende Woche für mich. Selten war mir das Thema Ziele so präsent wie die letz­ten Tage. Dabei habe ich mich schon oft mit dem Thema ausein­an­der gesetzt, so ist es ja nicht. Doch wenn noch der eine oder andere Punkt mit hinzu kommt, dann ergibt sich eine neue Sichtweise — ein Sichtwechsel eben…

Und damit rücken sie auch in einem Prozess für Veränderung in einen ande­ren Fokus. Zumindest in meiner Welt. 

Ziele sind Teil eines Dreiklangs, der aus meiner Sicht in Gänze beleuch­tet werden muss, statt sich nur auf einen Teil zu fokus­sie­ren. 

Hier meine neu gewon­nen These, die für den einen oder ande­ren viel­leicht schon lange rich­tig ist: Ziele sind defi­nierte Etappen der Haltung, die ich lebe. Dabei ist die Haltung der Ausdruck der Werte, nach denen ich mich ausge­rich­tet habe. 

Das will ich jetzt mal Stück für Stück aufdrö­seln. 

Was sind Ziele über­haupt? In meiner Welt ist es ein Bild in der Zukunft auf das mich anzieht. Die klas­si­schen Beispiele vom Auto und so kennst Du viel­leicht. 

Gerade ist ja Sommer und am Freitag war es echt heiß. Meine Freundin schwärmte letz­ten Monat schon von einem neuen Pool. Bislang hatten wir so einen selbst­tra­gen­den Pool mit Luftring oben. 3,6 m und 70 cm hoch mit Wasser gefüllt. Da ich mich für eini­ger­ma­ßen hand­werk­lich talen­tiert halte habe ich also beschlos­sen, ihr diesen Wunsch von einem fest verbau­ten Pool zu erfül­len. Der zu 3/4 versenkt ist. Und Anfang Juni ging es los. Erst einmal ein Loch gebud­delt, da rein dann das Fundament gegos­sen. Nachdem das ange­trock­net war, noch eine Schicht Styrodur — das harte Styropor — damit wir auch eini­ger­ma­ßen weich gehen können und das Wasser von unten gegen Kälte isoliert ist. Und jetzt kommen jeweils 30–40 cm Wasser rein und von außen die Verschalung mit Magerbeton, damit auch alles gut hält. Und in einer Woche kommt dann die Terrasse drum­herum. Zack — fertig ist ein weite­res Stück der Wohlfühloase. 

Warum erzähle ich Dir davon? Weil an diesem Projekt sehr schön erkenn­bar ist, wie ein Ziel „funk­tio­niert“. Ziele sind SMART. Dabei steht S für Spezifisch, also ganz klar defi­niert und umris­sen, M steht für Messbar, A steht für Artikulierbar, also klar zu benen­nen, R steht für Realistisch, also nix abge­ho­be­nes oder uner­reich­ba­res und T steht für Terminiert ergo in einem klar defi­nier­ten Zeitrahmen erreich­bar. Alles, was nicht mindes­tens diese Kriterien erfüllt ist kein Ziel. 

Jetzt auf mein Poolprojekt umge­legt: 

Spezifisch: Check. Ich will einen Pool bauen, der 350 cm breit und 90 cm hoch ist. 

Messbar: klar, jede Etappe ich nach­voll­zieh­bar und belegbar

Artikluierbar: Auf jeden Fall, Freundin wünscht sich den Pool, den ich stück für Stück umsetze

Realistisch: Ja, der passt ins Budget und ist durch eigene Muskelkraft realisierbar.

Terminiert: Jup, spätes­tens zum Urlaubsbeginn liegen wir drin. 

Dabei ist das Ziel des Poolbaus in das größere Ganze einge­fasst, der Wohlfühloase, die mehr als nur den Pool beinhal­tet. Da kommt noch ein neuer Schuppen mit Dusche, und Sauna, ein weite­rer Terrassenabschnitt und so weiter… Du merkst, das das Ziel — Pool — eigent­lich einen ganz ande­ren Zweck als das reine Aufbauen beinhal­tet, in diesem Falle Wohlfühlen, Entspannung, Abkühlung. Das Ziel ist also in Grund genom­men das befrie­di­gen eines Gefühls. Oder aber die Beseitigung eines Mangels. Kommt Dir das bekannt vor? Ach ja, mein lymbi­sches System grüßt mich da ja wieder.

Spannender wird es, wenn man sich das Ganze jetzt genauer betrach­tet. Das Ziel Poolbau entsprang dem Wunsch meiner Freundin, die diesen äußerte. Da ich meine Freundin glück­lich machen will, entwarf ich also den Plan. Merkst Du was? Da kommen bereits die Werte ins Spiel, die über­haupt die Motivation waren, den Pool zu bauen. Einer meiner Werte ist, das beide Partner an der Beziehung an sich arbei­ten, sich also gegen­sei­tig glück­lich machen. Stelle ich die Beziehung in den Fokus geht es auto­ma­tisch uns beiden gut. Also hatte das Thema Poolbau seinen Ursprung in den Werten über Beziehung. 

Und da ich die Einstellung oder Haltung habe, nichts mehr auf eine allzu lange Bank zu schie­ben setzte ich das Projekt sofort um mit dem mir mitt­ler­weile inne­woh­nen­den Anspruch an guter Arbeit. Die siehst: ein Ziel steht nie für sich alleine. 

Das war jetzt ein sehr prak­ti­sche Beispiel, in dem ich etwas baue. Genau so kannst Du das auch auf andere Bereiche umle­gen: Karriere, Beruf, Partnerschaft, Entwicklung etc. pp. 

Doch ich will noch auf etwas ande­res hinaus. Vorhin sind wir wieder am lymbi­schen System vorbei gekom­men. Ziele, die wir defi­nie­ren sind tragen also entwe­der den Charakter von „Mag ich nicht“ oder „Mag ich“. Schmerz vermei­den oder etwas haben wollen.   

In meiner Welt haben „Mag ich Ziele“ defi­ni­tiv die bessere Motivation. Also Ziele, die mich anzie­hen statt das ich von ihnen weg will. 

Leider werden wir in unse­rer Gesellschaft nicht dazu erzo­gen, uns wirk­li­che Ziele zu setzen oder über­haupt zu defi­nie­ren. Das sehe ich daran, das ich sehr vielen Menschen begegne, die gar keine Ziele haben. Oder wenn, dann ledig­lich „Weg-von“-Ziele. Warum das so ist, darauf werde ich bestimmt noch in der einen oder ande­ren Folge einge­hen. 

Wie komme ich jetzt also wieder dahin mir Ziele zu setzen? Indem ich viel­leicht wieder anfange zu träu­men. Mal verrückte Sachen ausspinne. 

In dem Buch „Alliances — A Trick Of Light“ steht in dem Nachwort, das Stan Lee (der Autor des Buches) eine recht einfa­che Methode hatte, neue Figuren in sein Marvel Universum zu brin­gen. „Was wäre wenn…“ 

Was wäre, wenn ein Schüler von einer radio­ak­tiv mutier­ten Spinne gebis­sen werden würde und er Spinnenkräfte entwickelt?“

Was wäre, wenn ein Professor bei einem Experiment mit Gammastrahlen verseucht werden würde?“

Je verrück­ter die Ideen waren, desto mehr kam Stan in Fahrt. 

Merkst Du etwas? So entstan­den Charakteren wie Spiderman und Hulk.

Also — Träumen ist eine mäch­tige Möglichkeit, wieder an Ziele zu kommen, die eine Anziehungskraft auf Dich ausüben. 

Eine weitere Möglichkeit ist, das ich mir vorstelle, mein Ziel bereits erreicht zu haben. Stell Dir zum Beispiel vor, wie Du bereits den Job hast, den Du willst. Gehe mit allen Sinnen in diese „fertige“ Situation. Wie gehst Du mit den Kollegen um, wie ist der Arbeitsplatz? Was genau machst Du und welche deiner Fertigkeiten kommen zum Einsatz? 

Stell Dir vor, wie Du in der glück­li­chen Beziehung BIST. Wie gehst Du mit Deiner Partnerin um deinem Partner? Was erlebt ihr gemein­sam? 

So erzeugt dieses Bild den Sog, der Dich dort hin führt. Und gleich­zei­tig nimmst Du jetzt schon die Haltung ein, die Du zum Erreichen des Ziel benö­tigst. Denn für die Haltung muss ich nicht arbei­ten. Die kann ich sofort, unmit­tel­bar einneh­men. Die Haltung ist quasi meine Einstellung, die von Nöten ist, um besag­tes Ziel zu errei­chen. 

Zurück zu meinem Pool. Meine Haltung dort: mach es rich­tig oder gar nicht. So dauert es mit der Baustelle viel­leicht einen Tag länger, aber das Ergebnis erfreut mich dann um Jahre länger. Lasse ich fünfe gerade sein, dann bin ich viel­leicht schnel­ler und mit weni­ger Anstrengung fertig, aber es genügt dann nicht meinem Anspruch, das, worauf ich WERT lege. Du siehst. Die Werte die ich habe defi­nie­ren meine Haltung, die sich in meinen Zielen mani­fes­tiert. 

Darüber hinaus gibt es laut David McClelland drei Motivationen oder Grundbedrüfnisse, nach denen wir handeln: Leistung, Macht und Zugehörigkeit. Warum mache ich diesen Abstecher? Nun, diese Grundmotvatoren beein­flus­sen maßgeb­lich unsere Werte. Diese sind intrin­sisch impli­zit — also irgendwo in uns und nicht wirk­lich in Worte zu fassen. Diese Grundmotivationen bestim­men unsere Grundzüge der Haltung. In jedem von uns sind alle drei vorhan­den doch die eine oder andere ist wie so vieles stär­ker ausge­prägt. Lange Zeit dachte ich, meine Grundmotivationen sei die Zugehörigkeit. Doch nach eini­gen reflek­tie­ren Gesprächen erkannte ich, das ich doch Leistungsorientiert bin. Ob das mit dem Glaubenssatz, das ich nicht gut genug bin zusam­men hing… mit großer Wahrscheinlichkeit.

Um Deiner Grundmotivation ein wenig auf die Schliche zu kommen, kannst Du für Dich einmal ein ganz einfa­ches Spiel spie­len: das „Why, Why“. Fang mit einem einfa­chen Wunsch an — viel­leicht ein neues Auto, einen Porsche 911 GT3 Turbo. Das ist der extrin­sisch expli­zite Wunsch, er ist im Außen und Du kannst ihn klar benen­nen — das ist mit extrin­sisch expli­zit gemeint. Und dann frag Dich: „Warum will ich den?“ Und das nächste was aufkommt muss sich wieder der Frage stel­len: „Warum will ich das?“ So wie uns kleine Kinder mit dieser simp­len Frage auf die Palme brin­gen können, kann es Dich immer näher zu dem brin­gen, was Du wirk­lich willst. Denn irgend­wann kommst Du an einen Punkt, wo das Ganze nicht mehr so einfach arti­ku­lier­bar ist und immer mehr in ein Gefühl oder eine Motivation über­geht. Und dann kommt ein Punkt, an dem Du erkennst, das es ein Wunsch ist auf Grund von Leistung, Macht oder Zugehörigkeit. 

Und das erklärte bei mir auch, warum ich so manches Ziel nicht erreicht habe. Weil es einfach nicht zu meiner Grundmotivation passte. 

Also: Ziele gut und schön, doch soll­ten sie zu meinen Werten passen, sonst wird auch das nix. 

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