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Hui, was für eine spannende Woche für mich. Selten war mir das Thema Ziele so präsent wie die letzten Tage. Dabei habe ich mich schon oft mit dem Thema auseinander gesetzt, so ist es ja nicht. Doch wenn noch der eine oder andere Punkt mit hinzu kommt, dann ergibt sich eine neue Sichtweise — ein Sichtwechsel eben…
Und damit rücken sie auch in einem Prozess für Veränderung in einen anderen Fokus. Zumindest in meiner Welt.
Ziele sind Teil eines Dreiklangs, der aus meiner Sicht in Gänze beleuchtet werden muss, statt sich nur auf einen Teil zu fokussieren.
Hier meine neu gewonnen These, die für den einen oder anderen vielleicht schon lange richtig ist: Ziele sind definierte Etappen der Haltung, die ich lebe. Dabei ist die Haltung der Ausdruck der Werte, nach denen ich mich ausgerichtet habe.
Das will ich jetzt mal Stück für Stück aufdröseln.
Was sind Ziele überhaupt? In meiner Welt ist es ein Bild in der Zukunft auf das mich anzieht. Die klassischen Beispiele vom Auto und so kennst Du vielleicht.
Gerade ist ja Sommer und am Freitag war es echt heiß. Meine Freundin schwärmte letzten Monat schon von einem neuen Pool. Bislang hatten wir so einen selbsttragenden Pool mit Luftring oben. 3,6 m und 70 cm hoch mit Wasser gefüllt. Da ich mich für einigermaßen handwerklich talentiert halte habe ich also beschlossen, ihr diesen Wunsch von einem fest verbauten Pool zu erfüllen. Der zu 3/4 versenkt ist. Und Anfang Juni ging es los. Erst einmal ein Loch gebuddelt, da rein dann das Fundament gegossen. Nachdem das angetrocknet war, noch eine Schicht Styrodur — das harte Styropor — damit wir auch einigermaßen weich gehen können und das Wasser von unten gegen Kälte isoliert ist. Und jetzt kommen jeweils 30–40 cm Wasser rein und von außen die Verschalung mit Magerbeton, damit auch alles gut hält. Und in einer Woche kommt dann die Terrasse drumherum. Zack — fertig ist ein weiteres Stück der Wohlfühloase.
Warum erzähle ich Dir davon? Weil an diesem Projekt sehr schön erkennbar ist, wie ein Ziel „funktioniert“. Ziele sind SMART. Dabei steht S für Spezifisch, also ganz klar definiert und umrissen, M steht für Messbar, A steht für Artikulierbar, also klar zu benennen, R steht für Realistisch, also nix abgehobenes oder unerreichbares und T steht für Terminiert ergo in einem klar definierten Zeitrahmen erreichbar. Alles, was nicht mindestens diese Kriterien erfüllt ist kein Ziel.
Jetzt auf mein Poolprojekt umgelegt:
Spezifisch: Check. Ich will einen Pool bauen, der 350 cm breit und 90 cm hoch ist.
Messbar: klar, jede Etappe ich nachvollziehbar und belegbar
Artikluierbar: Auf jeden Fall, Freundin wünscht sich den Pool, den ich stück für Stück umsetze
Realistisch: Ja, der passt ins Budget und ist durch eigene Muskelkraft realisierbar.
Terminiert: Jup, spätestens zum Urlaubsbeginn liegen wir drin.
Dabei ist das Ziel des Poolbaus in das größere Ganze eingefasst, der Wohlfühloase, die mehr als nur den Pool beinhaltet. Da kommt noch ein neuer Schuppen mit Dusche, und Sauna, ein weiterer Terrassenabschnitt und so weiter… Du merkst, das das Ziel — Pool — eigentlich einen ganz anderen Zweck als das reine Aufbauen beinhaltet, in diesem Falle Wohlfühlen, Entspannung, Abkühlung. Das Ziel ist also in Grund genommen das befriedigen eines Gefühls. Oder aber die Beseitigung eines Mangels. Kommt Dir das bekannt vor? Ach ja, mein lymbisches System grüßt mich da ja wieder.
Spannender wird es, wenn man sich das Ganze jetzt genauer betrachtet. Das Ziel Poolbau entsprang dem Wunsch meiner Freundin, die diesen äußerte. Da ich meine Freundin glücklich machen will, entwarf ich also den Plan. Merkst Du was? Da kommen bereits die Werte ins Spiel, die überhaupt die Motivation waren, den Pool zu bauen. Einer meiner Werte ist, das beide Partner an der Beziehung an sich arbeiten, sich also gegenseitig glücklich machen. Stelle ich die Beziehung in den Fokus geht es automatisch uns beiden gut. Also hatte das Thema Poolbau seinen Ursprung in den Werten über Beziehung.
Und da ich die Einstellung oder Haltung habe, nichts mehr auf eine allzu lange Bank zu schieben setzte ich das Projekt sofort um mit dem mir mittlerweile innewohnenden Anspruch an guter Arbeit. Die siehst: ein Ziel steht nie für sich alleine.
Das war jetzt ein sehr praktische Beispiel, in dem ich etwas baue. Genau so kannst Du das auch auf andere Bereiche umlegen: Karriere, Beruf, Partnerschaft, Entwicklung etc. pp.
Doch ich will noch auf etwas anderes hinaus. Vorhin sind wir wieder am lymbischen System vorbei gekommen. Ziele, die wir definieren sind tragen also entweder den Charakter von „Mag ich nicht“ oder „Mag ich“. Schmerz vermeiden oder etwas haben wollen.
In meiner Welt haben „Mag ich Ziele“ definitiv die bessere Motivation. Also Ziele, die mich anziehen statt das ich von ihnen weg will.
Leider werden wir in unserer Gesellschaft nicht dazu erzogen, uns wirkliche Ziele zu setzen oder überhaupt zu definieren. Das sehe ich daran, das ich sehr vielen Menschen begegne, die gar keine Ziele haben. Oder wenn, dann lediglich „Weg-von“-Ziele. Warum das so ist, darauf werde ich bestimmt noch in der einen oder anderen Folge eingehen.
Wie komme ich jetzt also wieder dahin mir Ziele zu setzen? Indem ich vielleicht wieder anfange zu träumen. Mal verrückte Sachen ausspinne.
In dem Buch „Alliances — A Trick Of Light“ steht in dem Nachwort, das Stan Lee (der Autor des Buches) eine recht einfache Methode hatte, neue Figuren in sein Marvel Universum zu bringen. „Was wäre wenn…“
„Was wäre, wenn ein Schüler von einer radioaktiv mutierten Spinne gebissen werden würde und er Spinnenkräfte entwickelt?“
„Was wäre, wenn ein Professor bei einem Experiment mit Gammastrahlen verseucht werden würde?“
Je verrückter die Ideen waren, desto mehr kam Stan in Fahrt.
Merkst Du etwas? So entstanden Charakteren wie Spiderman und Hulk.
Also — Träumen ist eine mächtige Möglichkeit, wieder an Ziele zu kommen, die eine Anziehungskraft auf Dich ausüben.
Eine weitere Möglichkeit ist, das ich mir vorstelle, mein Ziel bereits erreicht zu haben. Stell Dir zum Beispiel vor, wie Du bereits den Job hast, den Du willst. Gehe mit allen Sinnen in diese „fertige“ Situation. Wie gehst Du mit den Kollegen um, wie ist der Arbeitsplatz? Was genau machst Du und welche deiner Fertigkeiten kommen zum Einsatz?
Stell Dir vor, wie Du in der glücklichen Beziehung BIST. Wie gehst Du mit Deiner Partnerin um deinem Partner? Was erlebt ihr gemeinsam?
So erzeugt dieses Bild den Sog, der Dich dort hin führt. Und gleichzeitig nimmst Du jetzt schon die Haltung ein, die Du zum Erreichen des Ziel benötigst. Denn für die Haltung muss ich nicht arbeiten. Die kann ich sofort, unmittelbar einnehmen. Die Haltung ist quasi meine Einstellung, die von Nöten ist, um besagtes Ziel zu erreichen.
Zurück zu meinem Pool. Meine Haltung dort: mach es richtig oder gar nicht. So dauert es mit der Baustelle vielleicht einen Tag länger, aber das Ergebnis erfreut mich dann um Jahre länger. Lasse ich fünfe gerade sein, dann bin ich vielleicht schneller und mit weniger Anstrengung fertig, aber es genügt dann nicht meinem Anspruch, das, worauf ich WERT lege. Du siehst. Die Werte die ich habe definieren meine Haltung, die sich in meinen Zielen manifestiert.
Darüber hinaus gibt es laut David McClelland drei Motivationen oder Grundbedrüfnisse, nach denen wir handeln: Leistung, Macht und Zugehörigkeit. Warum mache ich diesen Abstecher? Nun, diese Grundmotvatoren beeinflussen maßgeblich unsere Werte. Diese sind intrinsisch implizit — also irgendwo in uns und nicht wirklich in Worte zu fassen. Diese Grundmotivationen bestimmen unsere Grundzüge der Haltung. In jedem von uns sind alle drei vorhanden doch die eine oder andere ist wie so vieles stärker ausgeprägt. Lange Zeit dachte ich, meine Grundmotivationen sei die Zugehörigkeit. Doch nach einigen reflektieren Gesprächen erkannte ich, das ich doch Leistungsorientiert bin. Ob das mit dem Glaubenssatz, das ich nicht gut genug bin zusammen hing… mit großer Wahrscheinlichkeit.
Um Deiner Grundmotivation ein wenig auf die Schliche zu kommen, kannst Du für Dich einmal ein ganz einfaches Spiel spielen: das „Why, Why“. Fang mit einem einfachen Wunsch an — vielleicht ein neues Auto, einen Porsche 911 GT3 Turbo. Das ist der extrinsisch explizite Wunsch, er ist im Außen und Du kannst ihn klar benennen — das ist mit extrinsisch explizit gemeint. Und dann frag Dich: „Warum will ich den?“ Und das nächste was aufkommt muss sich wieder der Frage stellen: „Warum will ich das?“ So wie uns kleine Kinder mit dieser simplen Frage auf die Palme bringen können, kann es Dich immer näher zu dem bringen, was Du wirklich willst. Denn irgendwann kommst Du an einen Punkt, wo das Ganze nicht mehr so einfach artikulierbar ist und immer mehr in ein Gefühl oder eine Motivation übergeht. Und dann kommt ein Punkt, an dem Du erkennst, das es ein Wunsch ist auf Grund von Leistung, Macht oder Zugehörigkeit.
Und das erklärte bei mir auch, warum ich so manches Ziel nicht erreicht habe. Weil es einfach nicht zu meiner Grundmotivation passte.
Also: Ziele gut und schön, doch sollten sie zu meinen Werten passen, sonst wird auch das nix.
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